Matomo vs. Google Analytics 4

Logo: Matomo und Google Analytics

Zum erfolgreichen Betreiben einer Webseite gehört fast unumgänglich das Analysieren des Nutzerverhaltens. Welche Seiten sind besonders beliebt? Wie verhält es sich mit der Verweildauer?

Über lange Zeit hat sich in diesem Bereich das Webanalyse-Tool Google Analytics bewährt und war beinahe alternativlos am Markt. Mittlerweile hat sich die Konkurrenz jedoch genähert und befindet sich besonders in Form von Matomo Analytics (früher Piwik) nun auf Augenhöhe.

Während die Version „Universal Analytics“ von Google derzeit ausläuft und der Nachfolger „Google Analytics 4“ gestartet wurde, sind viele Webseitenbetreibende gezwungen, umzusteigen. Naheliegend wäre ein unkompliziertes Upgrade auf Google Analytics 4. Oder ist dies die perfekte Gelegenheit, Google den Rücken zu kehren und zur OpenSource-Konkurrenz von Matomo Analytics zu wechseln?

Wir haben Matomo und Google Analytics 4 für Sie verglichen und helfen bei der Entscheidungsfindung.

Kosten

Ein großer Pluspunkt von Google Analytics ist seit jeher, dass die Nutzung komplett kostenfrei ist. Das hat sich mit Google Analytics 4 nicht geändert und wird sich vermutlich in Zukunft auch nicht ändern.

Bei Matomo Analytics ist die Kostenfrage zu differenzieren, gibt es hier doch zwei unterschiedliche Modelle, welche Sie nutzen können: On-Premise und Cloud. Bei On-Premise handelt es sich um das kostenlose Modell von Matomo Analytics. Sie können damit die Nutzeranalysen und Tools wie den Matomo Tag Manager kostenfrei nutzen. Der Nachteil liegt jedoch bei der Installation. Denn, wie der Name es schon andeutet, On-Premise setzt voraus, dass Sie die Software auf ihrem Server installieren. Technisches Know-How ist so vonnöten.

Entscheidet man sich wiederum für die Cloud-Installation von Matomo, ist das mit Kosten verbunden. Abhängig von den monatlichen Nutzerzahlen der analysierten Webseite, liegen die Preise bei 19 Euro im Monat aufwärts. Die Installation ist in diesem Falle vergleichsweise simpel: Auf der eigenen Webseite wird ein Code-Snippet Integriert. Nach einer kurzen Einrichtung des Tools macht sich Matomo schon an die Arbeit. Des Weiteren stehen im Cloud-Hosting zusätzliche Features zur Verfügung, zu denen wir später noch kommen.

Einrichtung/Installation

Zur Einrichtung von Google Analytics 4 muss ein Code-Snippet im Head-Bereich der Webseite eingebunden werden. Benötigt wird dafür ein Account bei Google Analytics, mit dem eine Instanz für die gewünschte Webseite erstellt wird. Über die Instanz bekommt man dann ein kurzes Code-Snippet, welches per copy and paste auf die eigene Webseite übernommen werden kann. Ist das Snippet eingebunden, dürfte der Datenstream bald erste Ergebnisse liefern. Grob geschätzt handelt es sich um einen Zeitaufwand von einer Stunde.

Ähnlich verhält es sich bei Matomo Analytics Cloud, wie bereits im Abschnitt „Kosten“ erwähnt. Auch hier wird ein Matomo-Account einerichtet und an die Webseite angepasst. Ist der dazugehörige Code im Head-Bereich eingebunden, ist die Einrichtung abgeschlossen. In der kostenlosen On-Premise-Installation wird Zugriff zum Server benötigt. Dort wird Matomo in einem gesonderten Unterordner der Webseite installiert und anschließend das Backend eingerichtet. Da es sich Matomo Analytics um ein OpenSource-Tool handelt, ist der Download der Software, wie die Nutzung, kostenlos. Zu finden ist der Download unter matomo.org/download. Zugriff zum Tool erhalten Sie später, je nach Benennung des Unterordners unter einer eigenen URL, etwa www.webseite.de/matomo.

Eine kleine Ausnahme sei hier jedoch noch zu erwähnen: Matomo mit WordPress zu installieren ist auch in der On-Premise Version sehr unkompliziert. Hierfür existiert ein eigenes Plugin, mit dem Sie auch das kostenlose Matomo mit wenigen Klicks installieren und direkt im WordPress-Backend nutzen können.

Datenschutz

Das Thema Datenschutz ist und bleibt die größte Achillesferse von Google Analytics. Während bei Google Analytics 4 nun ein wenig in der Richtung getan wurde, bleiben einige alte rechtliche Probleme bestehen. Aber der Reihe nach: GA4 bietet im Vergleich zum Vorgänger eine Palette neuer Konfigurationsmöglichkeiten, um die erhobenen Daten beim Tracking an die DSGVO anzupassen. Eine Anonymisierung der Daten ist möglich – verglichen mit dem alten Universal Analytics. Gesammelte IP-Daten werden nun standardmäßig anonymisiert, das Tracking ohne Cookies wird ermöglicht und alte Besucher-Logs werden nach maximal 14 Monaten gelöscht.

Ansonsten hat sich jedoch nicht vieles getan, was die Vereinbarkeit des Tools mit dem EU-Datenschutz betrifft. Aufgrund einer Beschwerde urteilte die Österreichische Datenschutzbehörde im Mai 2022 auf Basis der DSGVO, dass die Verwendung von Google Analytics auf Österreichischen Webseiten nicht zulässig ist. In Deutschland ist ein solches Urteil noch nicht in Sicht, doch im Fall der Fälle dürften Deutsche Behörden zu einer ähnlichen Einschätzung kommen.

Der Knackpunkt ist folgender: Daten von Google Analytics werden auf Servern in den USA gespeichert. Eine Übermittlung von personenbezogenen Daten aus der EU in die USA ist jedoch nicht zulässig, da dort ein anderes, niedrigeres Datenschutzniveau vorherrscht. Den US-Geheimdiensten gibt das die Möglichkeit, auf die Daten aus der EU zurückzugreifen. So lange Google Analytics seine Daten in den USA speichert, steht die rechtliche Zukunftssicherheit des Tools in den Sternen.

Anders verhält es sich mit Matomo Analytics. Das Tool bietet diverse Möglichkeiten, um Daten weitgehend zu anonymisieren. Grundsätzlich hält sich das Tool per Default nach der Installation an die Europäische Datenschutzverordnung. So ist mit Matomo ebenfalls ein cookiefreies Tracking möglich und Daten sind anonymisiert. Besonders beim Thema Datenspeicherung ist Matomo auf Linie des Europäischen Datenschutzes. Analysedaten werden im Gegensatz zu GA4 je nach Installation auf dem Server der Webseite oder auf einem Europäischen Server gespeichert.

Grafik: Mann mit Brille

Usability

Der Umstieg von Universal Analytics auf Goole Analytics 4 ist für den Nutzenden zunächst eine Herausforderung. Das feingranulierte und eventbasierte Tracking schlägt sich in der grafischen Nutzeroberfläche nieder. Die Übersichtlichkeit und das intuitive Finden der gewünschten Daten haben hier im Vergleich zum Vorgänger gelitten.

Das Fachportal searchenginejournal.com etwa schrieb nach dem Release, dass ein Teil der Online-Marketing-Community GA4 für „furchtbar und unnutzbar“ befindet. Dabei handelt es sich um subjektive Übertreibungen, doch es trifft ein Problemfeld von GA4 und einen Nachteil gegenüber Matomo.

Der Punkt für Usability geht klar an Matomo. Das Dashboard ist übersichtlich gestaltet und man benötigt selten einen Klick-Marathon, um an gewünschte Daten zu gelangen. Statistiken, welche häufiger benötigt werden, können zusätzlich als Widget an das Dashboard angeheftet werden.

Funktionsweise/Features

Datenermittlung

GA4 ermittelt die Daten mittels Eventtracking. Standen beim Vorgänger noch die einzelnen Nutzersessions im Mittelpunkt, zeichnet Google Analytics 4 nun Ereignisse, wie Klicks, Scrolls und Seitenaufrufe der Nutzenden auf und lässt Sessions außer Acht. So wird beispielsweise beim Aufrufen einer Webseite das Event „page_view“ ausgelöst. Anders arbeitet hier Matomo, bei dem die Aufzeichnung der nutzerbasierten Sessions im Mittelpunkt steht. Für jeden Besuchenden der Seite erstellt das Tool eine gesonderte Auswertung anhand dessen unmittelbaren Nutzungsverlauf und baut darauf die Analyseergebnisse auf.

KI

Bei GA4 arbeitet eine Künstliche Intelligenz bei der Analyse der Daten mit. Diese lernt aus den erhobenen Analysen, füllt Informationslücken auf (etwa bei fehlendem Cookie Consent) und ermittelt eventuelle Besserungsvorschläge. Matomo nimmt die Daten hingegen so auf, wie sie kommen. Bedeutet: Die Informationen im Matomo-Dashboard entsprechen exakt den getrackten Daten und werden nicht abgeändert.

Umstieg

Wer vom alten Universal Analytics auf das neue Google Analytics umsteigen möchte, der hat nicht die Möglichkeit, die alten Daten mitzunehmen, da der Import in GA4 nicht möglich ist. Ironischerweise funktioniert das beim OpenSource-Konkurrenten Matomo. Analysedaten von Googles Universal Analytics können hier in den Datenbestand aufgenommen werden.

Tag Manager

Beide Tools bieten einen Tag Manager an, mit welchem der Nutzer gezielte Analysen erfassen kann. Dafür können Ziele und Conversions definiert werden, oder etwa die Scrolltiefe der Besucher der Webseite getrackt werden

Verhaltensanalyse

Was die genauere Verhaltensanalyse der Nutzer auf der Webseite betrifft, hat Matomo die Nase vorn. Features, wie die Heatmap in der Cloud-Installation und das Echtzeit-Session-Recording existieren bei Google Analytics nicht. Die Heatmap zeigt in ihren Analysen an, welche Elemente und Positionen von den Nutzern stärker wahrgenommen werden, als andere. Mit dem Echtzeit-Session-Recording besteht wiederum die Möglichkeit, Videos kompletter Nutzersessions zu erhalten. Beide Features sind nur in der Cloud-Installation standardmäßig enthalten, können jedoch gegen eine Jahresgebühr auch bei der On-Premise Installation verwendet werden.

Flexibilität

Google Analytics 4 kommt als fertiges Tool daher und bietet auch Entwicklern keine weiteren Anpassungen dara. Matomo Analytics ist als OpenSource-Software hingegen frei anpassbar. Entwickler haben hier theoretisch die Möglichkeit, das komplette Programm umzuschreiben und für besondere Anforderungen anzupassen.

Welches Tool also wählen?

Google Analytics ist altbewährt und ist noch immer der klare Marktführer, was Analysetools betrifft.

Das tiefgreifende Eventbasierte Tracking macht es, gepaart mit KI und Datenschutz-Anpassungen, grundsätzlich zu einem Fortschritt – verglichen mit dem Vorgänger. Das neue User Interface ist jedoch eine nicht unbedeutende Umstellung für den Nutzer des Tools.

Was den Datenschutz betrifft, befindet sich Google Analytics in Deutschland noch immer in einer Grauzone.

Matomo Analytics hingegen ist in Sachen Datenschutz in der EU mehr als nur einen Schritt weiter und damit in dem Punkt zukunftssicher. Der hohe Funktionsumfang und die Erweiterbarkeit sprechen ebenfalls für Matomo. Allein die Einrichtung gestaltet sich hier schwieriger, wenn man auf die kostenlose Variante zurückgreifen möchte. Features, wie die Heatmap sind wiederum nicht im kostenlosen Funktionsumfang enthalten und müssen bezahlt werden.

Beide Analyse-Tools haben somit ihre Vor- und Nachteile. Wer selbst ausprobieren möchte, welches Programm besser geeignet ist, dem ist eine Testphase zu empfehlen. Denn Matomo und Google Analytics können auch parallel eingebunden und getestet werden. Aufgrund der rechtlichen Sicherheit und der Flexibilität empfehlen wir aktuell eher die Verwendung von Matomo.

Übersicht: Matomo vs. Google Analytics 4

Google Analytics 4Matomo
Preiskostenfreikostenfrei mit der On-Premise Version; Cloud Version ab 19 Euro monatlich
Einrichtung/Installationrelativ simpel mit grundlegenden Programmierkenntnissenrelativ simpel mit grundlegenden Programmierkenntnissen in der Cloud Version; Installation der On-Premise Version setzt Kenntnisse im Umgang mit Servern voraus
EU-DatenschutzTracking der Nutzer ist standardmäßig datenschutzkonform, jedoch ist der Speicherort der Daten in den USA problematischstandardmäßig datenschutzkonform
Usabilityverglichen mit UA und Matomo recht kompliziertes Interfaceübersichtliche, intuitive Bedienung
Tracking-GegenstandDie Nutzenden lösen Ereignisse aus, welche einem Nutzerprofil, jedoch keiner Session zugeordnet werdenAufzeichnung der Nutzersessions, Ereignisse werden Sessions zugeordnet
Tag Manager für flexibel einstellbare Conversions/Ereignisseenthaltenenthalten
Künstliche IntelligenzWird verwendet, um fehlende Daten auszufüllen und Verschläge zu generieren-
Unmittelbare Verhaltensanalyse-Durch die Features Heatmap und Session-Recording (kostenpflichtig) möglich
Umstieg von Universal Analyticskein Datenimport von UA möglichAlte Daten von UA können importiert werden
Flexibilität / AnpassbarkeitTool unterliegt der eingeschränkten, lizenzierten Nutzung - Programmcode nicht öffentlichOpen Source und somit frei anpassbar

Fragen zu dem Thema Matomo vs. Google Analytics 4?

Mit jahrelanger Erfahrung ist Sandstein Neue Medien Ihr kompetenter Partner für die Realisierung Ihres Webauftritts mit dem passenden Trackingtool. Wir beraten und unterstützen Sie bei der Wahl und dem Einsatz des Analysetools und stehen Ihnen auch beim Support und bei dem Thema Suchmaschinenoptimierung zur Seite.

Kornelia Seidel

Kornelia SeidelVertrieb